Versuch eines „Öko“-Vergleichs ?
Vergleichstest Smart for two electric drive (2017) gegen Mercedes 230/8 (1970)
Anforderungen?
Daher habe ich mir zunächst einmal Gedanken gemacht, was ich von unserem 230/8 erwarte:
- Jahreslaufleistung zirka 2.000km (je nachdem wo die Sternfahrt ist). Ich addiere aber die Jahreslaufleistung unseres zweiten Klassikers dazu und gehe für den Vergleich somit von 4.000km aus.
- Fahrten allein oder auch mal zu zweit.
- Fahrten a) in die Stadt zum „Eis essen“ b) über Land zum Besuch von Treffen etc. c) Fahrten zum Stammtisch d) Fahrten zum Club-Jahrestreffen.
- Schrauben und Fahrzeugpflege als Ausgleich / Zeitvertreib.
Eine nette Anekdote sollte am Rande beachtet werden. Der Smart fort wo electric drive hat ein Gewichtsproblem! Fällt das Leergewicht mit 1.085kg noch sehr gering aus, ist die Zuladung allerdings ZU gering! Man darf gerade 225kg zuladen und das kann dann bei manchem Fahrer bedeuten, dass neben den beiden mitzuschleppenden Ladekabeln nur noch sehr leichte Mitfahrer/innen an Bord dürfen.
Für die Baureihe W114/115 gibt es neben diversen Veränderungs- und Verschönerungsmaßnahmen aus den 1970ern mittlerweile auch immer wieder neue Entwicklungen (Airride-Fahrwerke, Felgen, etc.) und bei einem bald 50 Jahre alten Fahrzeug ist im Bereich der Wartung und Instandhaltung die/der Schrauber/in immer gefragt.
Die Fahrzeuge der Marke Smart waren von Ihrer Grundkonzeption her ja bereits für das schnelle Verändern (Austausch der sogenannten Bodypanels innerhalb 1 Stunde war angedacht) wie gemacht. Mit der ständigen Weiterentwicklung verkümmerte diese Idee immer mehr, dafür kam aber mit dem Tuner Brabus eine eigene Individualisierungslinie dazu. Der von mir getestete Wagen hatte daher bereits einige nette Veränderungen. Der Zubehörmarkt bietet aber natürlich noch erheblich mehr und gerade die verschiedenen Foren zum Thema Smart bieten hier viele Anregungen für vergnügliche Werkstattstunden.
Wie sieht es mit den Kosten aus?
Einen 230/8 oder 230.6 gibt es in den bekannten Online-Plattformen (Stand 1.7.2017) ab zirka 2.500,-€ (Restaurationsobjekt) bis zum Preis von 29.800,-€ (Spekulationsobjekt). Für den Vergleich rechne ich mit einem realistischen Preis für ein gutes Fahrzeug von 12.000,-€. Beim Verbrauch liege
Eine Betrachtung des Wertverlustes beim Elektrowagen bzw. Wertzuwachs beim Strich Achter habe ich mir mal geschenkt, da ich hier keine Prognose für die kommenden 10 Jahre abgeben möchte. Nur soviel, einen Elektro-Smart von 2013 gibt es bereits ab 5.500,-€ mit gerade einmal 56.000km… bedeutet nach vier Jahren ist der Wagen gerade noch ein Viertel des Neupreises (ohne Extras) wert. Mein 230/8 hat in der gleichen Zeit laut Oldtimer Markt gut ein Viertel an Wert zugelegt.
Da braucht man nicht lange rechnen um zu erkennen, dass der Wertverlust des Smarts rein rechnerisch höheren Energiekosten für den 230er nicht aufrechnen kann.
Dinge wie Motoröl und andere Schmier-/Betriebsstoffe liegen bei einer Hobbynutzung, wie von mir angenommen, im vergleichbaren Rahmen und werden daher nicht gesondert betrachtet. Was allerdings einmal ein heute noch nicht zu kalkulierendes finanzielles Risiko darstellt ist die „Abnutzung“ der Akkus im Elektrowagen, noch gibt es dafür keinen Ersatzteilpreis beim freundlichen Teiletresen!
Das „Alt-Fahrzeug“ wurde ja bereits hergestellt, die Umwelt wurde also bereits belastet und würde man nun heute den vorhandenen Wagen verschrotten um dann ein neues Elektrofahrzeug als reines, zusätzliches Hobbyfahrzeug anzuschaffen, wäre das sicherlich der schlechteste Weg für die Umwelt.
Warum überhaupt ein Hobbyfahrzeug?
Eine objektive Beantwortung dieser Frage ist in einer Clubzeitung eines Vereins für klassische Fahrzeuge nicht einfach, haben wir uns doch alle aus den verschiedensten heraus Gründen gerade für ein besonderes Fahrzeug entschieden und meist waren dabei eher Gefühle und Stimmungen kaufentscheidend. Die Antwort: Es tut mir einfach gut! Andere Menschen haben auch mehrere Anzüge, Handtaschen oder Armbanduhren und wählen ganz nach Anlass und Stimmung das aus Ihrer Sicht gerade passende Accessoire aus. Und so ist das bei mir mit den Autos. Da ich ja immer nur gerade ein Auto fahren kann, wird die Umwelt auch nicht stärker belastet, als wenn ich nur das umweltunverträglichste Fahrzeug hätte und führe.
Was sagen die Zahlen?
Der Vergleich der Gesamtökobilanz von der Fahrzeugherstellung bis hin zur Verschrottung ist bei Fahrzeugen aus zwei total verschiedenen Zeiten nicht möglich, zu unterschiedlich sind die jeweiligen angegebenen Werte und deren spätere Interpretation.
Der Hersteller selber kann laut Antwort der Smart-Presseabteilung, vertreten durch Joachim-Frenz Kutscher, keine belastbaren Zahlen zur Herstellung des Smarts, des Antriebs (durch Renault) und der Akkueinheit bzw. der Gewinnung der Akku-Rohstoffe liefern. Schade, gerade bei einem Produkt, welches noch weniger aus finanziellen Überlegungen sondern eher um der Umwelt zu helfen gekauft wird, wären diese Zahlen doch sehr interessant!
Der Versuch einer Annäherung.
Aus den vorgenannten Punkten beschränke ich mich nach mehreren erfolglosen Versuchen an belastbares Zahlenmaterial zu kommen, auf eine Annäherung mit Zahlen aus verschiedenen Quellen, die ich versucht habe an den Smart anzupassen, und eigene Berechnungen anhand der von mir gemachten Erfahren. Das Alles ist also weder belastbar, noch wissenschaftlich fundiert!
Betrachtung über den CO2 Ausstoß beider Fahrzeuge:
Der 230/8 verbraucht 12,5 Liter/100km bei jährlich 4.000km ergibt das 1,185 Tonnen CO2 laut www.dekra-online.de/co2/co2_rechner.html .
Der Smart for two electric drive verbraucht 14 kWh/100km bei jährlich 4.000km ergibt das bei der Aufladung über Ökostrom (ca. 40g CO2 pro kWh) 0,0224 Tonnen CO2! Betreibt man das Fahrzeug aber mit dem normalen Strommix (ca. 600g CO2 pro kWh) ergeben sich 0,336 Tonnen CO2. Die Zahlen stützen sich auf www.co2-emissionen-vergleichen.de
Aber die Fahrzeug- und ganz besonders die Akku-Herstellung?!
Da mir keine belastbaren Zahlen geliefert werden konnten, stütze ich mich auf die „Schwedische Studie“, die momentan gerne in Diskussionen herangezogen wird (www.elektroauto-news.net/2017/schwedische-studie-co2-bilanz-umweltschaedlich). Dort spricht man von zirka 8 Jahren, die ein Tesla (mit 100 kWh Akku) genutzt werden muss, bevor er besser für die Umwelt ist, als ein vergleichbarer herkömmlicher PKW. Nun bezieht sich mein Vergleich ja auf einen Smart (17,6 kWh Akku), die Schweden haben aber auch einen Nissan Leaf mit 30 kWh Akku betrachtet und kommen da auf 3 Jahre Nutzung… alles bei einer jährlichen Nutzung zwischen 15.000 und wohl 20.000km. Bei der Hobbynutzung mit 4.000km sind wir also bei einem Blick über den dicken Daumen auch wieder bei mindestens 10 Jahren. Und dann schließt sich die Frage an, wie lange der Akku bei der von mir beschriebenen Hobbynutzung hält?
Mein Fazit.
Ein richtig schlechtes Gewissen ist bei diesen Betrachtungen nicht bei mir entstanden. Ich werde also meinen Klassiker noch nicht innerhalb der nächsten Wochen durch einen aktuellen Elektrowagen ersetzen… aber ich habe schon mal bei mobile.de nach einem Vorgänger geschaut und warum sollte man sich nicht bereits jetzt so ein Fahrzeug sichern?!